Abgeordnet in die Kammer,
Stopfgemästet mit Diäten,
Stört dich zyklisch nur noch Jammer
Derer, die geplagt von Nöten.
Dann, zum Wahlkampf, schlägst du drein:
Leben muss bezahlbar sein.  

Linkes Herz am rechten Platz,
Aber stets in freier Peilung,
Liest du morgens in der taz:
Schuld am Leid sei die Verteilung.
Abends wieder schmeckt der Wein: 
Leben muss bezahlbar sein.  

Unbemerkt, an Wochenenden,
Wirst du dich ins Land begeben
Für Gespräche mit Verbänden,
Die besorgt ums Wirtschaftsleben.
Immerhin, man lädt dich ein:
Leben muss bezahlbar sein.  

Dort verkehren dicke Herren,
Damen, die sich kenntlich zeigen,
Die sich keinem Flegel sperren,
Schicklich nachher drüber schweigen.
Und du fragst dich, kann so ein
Leben denn bezahlbar sein?  

Drauf, zu fortgerückter Stunde,
Hört man ein paar Koffer klacken
Und der Dickste in der Runde
Klatscht den Damen auf die Backen,
Zahlt den Deckel, lächelt drein:
»Jeder muss bezahlbar sein.«