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Verse und andere Gereimtheiten

Monat: September 2018

Der Unfertige

Er baut gerade sein Wertehaus und die Hintertüren sind noch nicht fertig.

Wasserspiegelauslenkung

Ich stehe hier und werfe keine
Pflastersteine in dein Fenster.
Ich werfe Steine in den Fluss.
Die tauchen dort von ganz allein
In einen allerletzten Kuss.

Ich stehe hier und werfe Steine,
Werfe Steine in einen Fluss.
Und sie versinken in den Wellen,
Die ein Boot ans Ufer treibt,
Das nie wiederkehren wird.

Mottenklage

Wie soll denn unsre Liebe dauern,
Wo um dein Herz nur Diebe lauern?

Biomüll

Im Verzehr der Lüste sind
Mann und Frau vor Hunger blind.
Und die Decke auf dem Tisch
Reißen sie herab mit sich.

Bald, in Scherben von Geschirr,
Liegen müde sie und wirr.
Träge leckt der Hund die Reste
Ab von jenem Freudenfeste.

The Times They Are A Changin

Was schaut man heut aus Nischel-Sicht?
Hammer. Aber Sichel nicht.

Glück und Unglück

Ein unglücklicher Freund ist schrecklicher als ein glücklicher Feind.

Kleinstadt Casanova

Alle Ortsnamen sind verbürgt. Die Episoden selbst sind frei erfunden. Die deutsche Provinz würde keiner der Art lange überleben.

Ich bin so gern in Laubegast
Bei Ruth, in ihrer Laube, Gast.

Als Don Juan in Leutewitz,
Da schmerzt mich bald der Leute Witz.

Schön, wenn zu mir in Schönefeld
In Liebe manche Schöne fällt.

Doch nicht sehr fern, in Sondershausen,
Darf wildes Glück besonders hausen.

Der Damenwelt in Halberstadt,
Der geb ich spaßeshalber statt.

Zu Füßen in Marienfeld,
Das Herz mir von Marien fällt.

Die freche Gunst der Anna borg‘
Ich mir sofort in Annaburg.

Wenn ich jedoch mit Anna polter‘
Dann ist das Anna aus Apolda.

Die Einsamkeit in Brackenheim,
Die treibt mir nur Schabracken heim.

Zum Glück gelingt ’s mir in Erlangen
Erquicklicheres zu erlangen.

Fast sesshaft wird man in Konstanz
Nach einer Weile bei Constanz‘.

Für Frevel gibt es lauter Ecken
Im frevelhaften Lauterecken.

Oft nimmt man mich in Eppelheim
Für ‘n Ei und ein paar Äppel heim.

Im Swinger-Club von Lengerich
Bin Mitglied nicht mehr länger ich.

Im Pavillon des Parks von Liebstadt
Da findet unablässig Lieb statt.

Noch jede Nacht in Lohr am Main,
Da nenne ich die Lora mein.

Im Sommer lauf ich durch Meerane
Wo ich viel seh‘ und noch mehr ahne.

Was denkt man sich in Meinerzhagen,
Da dort die Damen meiner zagen?

Ich find bei jedem Mäusel Witz
Und vieles mehr in Meuselwitz.

Ich fange mir bei Hildesheim,
Viel Wildes ein in Hildes Heim

Und mittendrin in Mittenwalde,
Wo ich in manchen Mitten walte.

Die Damenwelt der Länge fällt
Ins Bett in Pockau-Lengefeld

Und immer wieder Tegernsee,
Wo ich sie nach dem Tee gern seh.

Auch zahl ich stets mit vollem Wert heim,
Was mir die Damen wert in Wertheim.

Wenn ich durch Bach und Wiesen steig,
Dann oft zu zweit in Wiesensteig.

Was Dunkles ich im Wesen berg‘
Entdeck ich Kim in Wesenberg.

Abgesang

Im Unterholz von Meisenheim
Da suchten mich Ameisen heim.

Ich seh‘ auch nie mehr Siebenbürgen,
Darf sonst für Kinder – sieben! – bürgen.

Wer sorglos liebt in Rödental,
Erwirbt schnell Diarrhö dental.

Weit schlimmeres glauben wir von Runkel
Dort munkelt man, es gäb‘ Furunkel.

Der Liebe Vorhang bitter fällt
Zu guter Letzt in Bitterfeld.

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