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Verse und andere Gereimtheiten

Monat: März 2018

Das dumme Schwein

Das folgende Gedicht bereitet nur dem Vergnügen, der sich beim Lesen seinen Lieblingsfeind vors Auge hängt. Nämlich wer keine Feinde hat, was will der mit Gedichten? Doch das Verfahren ist mit Vorsicht zu genießen. Mit Feindbildern macht man sich zu schnell einen Reim auf die Welt. Wer es dennoch einmal ausprobieren mag und wem nicht sofort einer einfällt, der kann sich hier zum Beispiel mit Carsten Maschmeyer versuchen:

Ich habe kaum die Zeit zu klagen
Und springe nicht an jeden Kragen.
Doch seh ich dich, dann muss ich schrein:
Du Schwein, du Schwein, du dummes Schwein.

Welch hohler Sinn, dem Mensch zu grollen,
Er muss ja erst, dann darf er wollen.
Doch nichts fällt mir zu dir mehr ein:
Du Schwein, du Schwein, du dummes Schwein.

Und jeder kocht nach Interessen.
Wie lange nichts kommt nach dem Fressen.
Doch du machst, wo du frisst, noch drein:
Du Schwein, du Schwein, du dummes Schwein.

Musengrabscher

Es gibt nur zwei Sorten Musik: Blues und Country. Es gibt schließlich auch nur zwei Haltungen, die sich innerhalb der Kunst einnehmen lassen:

»Ich fühle mich schlecht« (Blues)

»Es geht niemanden etwas an, wie ich mich fühle; Hauptsache, ich habe eine Geschichte zu erzählen« (Country)

Und so gibt es auch nur zwei Sorten Musiker. Die Blueser, die Angst davor haben, bald nichts mehr zu erleben, was sich erzählen ließe. Und die Erzähler, die stets Angst davor haben, in den Geschichten zu leben, von denen sie berichten. Deren größte Angst ist dann allerdings, bei den Geschichten nicht dabei sein zu können, die man nicht erzählen darf.

Berühmtester Vertreter des Country: Mozart
Berühmtester Vertreter des Blues: Beethoven

Integration

Pessimisten geben dir das Gefühl, Teil des Problems zu sein, Optimisten dagegen, Teil der Lösung.

Freudscher Verbrecher

Bis zum Rande aufgeschüttet
Steht der Kaffee dampfend da.
Luna, morgendlich zerrüttet,
Sitzt davor – dem Unglück nah.
Ja sie träumt noch, fern der Spur,
Von der irdischen Natur.

Und sie breitet planend eine
Karte für die nächste Reise.
Als sie überschlägt die Beine,
Wippt der Tisch, schon schwappt die heiße
Brühe, Gott! Verbrenn‘ nicht die
Schönen, unbedeckten Knie!

Aber da vor ihrem Schoß
Jene Karte noch gespannt,
Spritzt der ganze Inhalt bloß
Übers schöne Erdenland.
Just an dem Punkt, letzte Nacht,
Bin ich aus dem Traum erwacht.

Erweiterte Suche

Was du an mir verlierst, kann nicht mit mir verschwinden.
Es liegt bei dir, wie stets bei dem, der sucht:
Du musst Gefallen finden.

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