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Verse und andere Gereimtheiten

Kategorie: Gedicht (Seite 8 von 8)

Die Fugendüse

Eine faule Fugendüse
Sonnte sich auf einer Wiese,
Dünkte sich gar mehr zu taugen,
Als nur immerfort zu saugen.

Fröhlich im Gemüt sodann
Hob sie schon zu pfeifen an –
Was der Amsel just zum Hohn:
Es entwich ihr nicht ein Ton.

Mutter, die stets, wenn sie putzt,
Die Elektrotechnik nutzt,
Hat die Düse, bald erspäht,
Wieder ins Gerät gedreht.

So geschah, nach jenem Griff,
Dass die Düse endlich pfiff.
Offen nur die Frage, diese:
Wie gelangte sie zur Wiese?

Verfall der Sitten

Ein Buckelwal traf einen Hai
Und bot ihm lachs zum Gruße »Hi!«
Worauf sich jener prompt empfahl:
»Rutsch runter mir den Buckel, Wal!«

Staub

Ins Nichts hinein zielt alles eitel Streben,
Worin der Ruhm noch vor die Tat sich träumt,
Ans Nichts verliert sich endlich auch dein Leben,
Dem jetzt der Saft der Reben überschäumt,
Wenn wir uns durch Momente nur entheben
Dem Staub, der allen Glanz beharrlich säumt,
In den hinab schon goldene Becher sanken,
Aus denen Könige einst herrlich tranken.

 

Es gibt Gedichte, die schreibt man und mag sie nicht und dennoch will man sie geschrieben haben. Vorliegendes ist so eines. Vergänglichkeit ist einfach zu denken und hübsch zu machen und mit ein wenig Dekadenz serviert auch nicht zu schaudervoll. Darüber ist das Blöde am Nichts, dass einem noch immer was dazu einfällt. Dennoch möchte man Menschen, die mit solchen Verse aufwarten nicht auf seiner Party haben. Immerhin: Die Sachsen können jetzt die Stanze.

Nordkorea

Da ich weder von hinreichend höflicher noch versöhnlicher Natur bin, dahingehend, bequemen Missverständnissen einen Platz freizuräumen, möchte ich dem folgenden Schüttelreimgedicht ein Zitat Bert Brechts voranstellen: »Die Demokratien verschleiern immer den Gewaltcharakter der Ökonomie, die Diktaturen immer den ökonomischen Charakter der Gewalt.«

Weil sie in Nordkorea lügen,
Erhielten sie von Lea Rügen.

Drauf stiegen in Korea Lüste
Dahin, dass man gen Lea rüste.

Auch fand man in Korea Leute,
Die wirkten, dass es Lea reute:

Als diese nach Korea lief,
Weil Kim mit List nach Lea rief,

Da stopfte man in Lea Reis
Des Nachts in Nordkorea leis

Bis voller Körner Leas Rachen,
Doch stockte bald Koreas Lachen:

Zwar niemand hört mehr Lea rügen,
Wenn sie in Nordkorea lügen,

Doch hungert jetzt Koreas Land.
Weil voll bis oben: Leas Rand.

Die unerträgliche Leichtigkeit des Bewusstseins

Ein Elefant von breitem Fuß
Stapft, stumpfen Sinnes, ohne Gruß,
Zwar ohne Grimm – doch mittendrein –
Durch das Gemüt aus Elfenbein.

Gefühle Festnageln

Habe Nagel. Habe Wand.
Habe Hammer in der Hand.
In deiner Brust, da klafft ein Loch.
Und in meiner linken Hand
Liegt dein Herz und zappelt. Noch.

diagnose

sie schleppt sich nach hause. nimmt
aufenthalt auf der couch. trinkt
einen pu-erh-tee; stülpt sich
unter schafswolle. die mo-
derne lyrik leidet an

kalten vers-
füßen

 

These – Antithese – Prothese

Oder: Abschließendes zur Ideengeschichte

Es wäre doch, sprach Hegel schlau,
Gelehrt, wenn ich den Schlegel hau.

Dagegen hätt‘, wer Hegel schlägt,
Ideen nur, die ein Schlegel hegt.

Wenn drauf die Faust dem Hegel schlüpft,
Dann sieht man noch wie Schlegel hüpft.

Über die Sudelseite

Sie war aus Stoff – er: Geist.
Er fand sie jüngst verwaist.
Da trafen sie sich beide
Schon unter ihrem Kleide,
Er nahm ihr Maße dreist.

Doch plötzlich im Geschehn,
Begann er abzusehn,
Befreit zu der Idee –
Zu dem Gedanken. Jäh
Ließ er die Dame stehen.

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