Aus der Auswahl der Sätze, die man gegen Köpfe wirft, tut sich dieser durch besonderen Hohlklang hervor:

»Hast Du nichts zu tun?« 

Das ist zunächst einmal nichts weiter als ungeschickt verstecktes Eigenlob: »Ich nämlich«, und nichts anderes lässt der Sprecher stolz im Subtext mitfließen, »ich nämlich habe Wichtiges zu tun, folglich bin ich wichtig«. Folglich findet derjenige noch stets die Zeit, sein Publikum aufzusuchen, um sich demgemäß mitzuteilen.

Doch dem Stolz über die eigene Bedeutsamkeit ist bereits eine Angst untergemengt: Als stünde der Sprecher vor einseitig verspiegeltem Glas, wohinter wiederum ein Macht sitzt, von welcher er sich gedrängt fühlt, in steter Folge den Beweis der eigenen Profitabilität zu erbringen. Ganz so, als machte sich jeder schuldig am Gemeinwesen, der am Ende des Tages Zeit hätte, die ihm dann nur noch zu verschwenden übrig bliebe. Und er fühlt schon mit deutlichem Schauder, dass die Nachfrage nach seinen Fähigkeiten nicht allein von seinem Leistungswillen abhängt.

Doch ächzend unter der Last der Aufgaben, durchsiebt von Stress, geht der Gepeinigte dennoch davon aus, dass das »zu tun Haben« der Ottonormalbetrieb des Menschen ist. Gesegnet die Obrigkeit, welche sich solcher Untertanen sicher wissen kann, die sich gegenseitig befeuern mit Sätzen wie: »Hast du nichts zu tun?« Es gibt welche, die sagen Fegefeuer dazu. Ich möchte mit Frank Wedekind erwidern:

»Welchen Sinn hat das Leben eines Menschen, der keine Zeit hat?«.